Carlsen gegen Niemann – Carlsen against Niemann

Nach der Fernsehserie “das Damengambit” ist Schach wieder in vieler Munde. Der Streit zweier Kontrahenten wird gerade in die sozialen Medien hinausgetragen und entzweit die Schachwelt. Es geht um Betrug mit unerlaubten Hilfsmitteln. Diesen Vorwurf stellt Magnus Carlsen durch seinen seltsamen, nie dagewesenen Rückzug beim Sinquefield Cup in St. Louis in den Raum. Ohne viel auf Twitter zu sagen, wurde ein Zitat von Fußballtrainer Morinho aus einer Pressekonferenz geteilt:

Wenn ich spreche, bin ich in großen Schwierigkeiten.

Als ersten Eindruck sieht man einen eingeschnappten Weltmeister, der nach 53 unbesiegten Partien, nicht überwinden kann, gegen einen jungen, aufstrebenden US-Großmeister verloren zu haben. Also wird nach drei Runden aus Protest das Handtuch geworfen. Schuld an der Niederlage sollen nicht die eigenen, schwächeren Züge, sondern ein unsichtbares Computerprogramm im Hintergrund sein. Dazu gibt es drei Wochen später ein weiteres Statement des Norwegers:

Ich glaube, dass Niemann mehr – besonders in jüngerer Zeit – betrogen hat, als er öffentlich zugegeben hat. Seine Fortschritte bei Turnieren am Brett waren ungewöhnlich, und während unserer Partie beim Sinquefield Cup hatte ich den Eindruck, dass er in kritischen Stellungen nicht angespannt, nicht einmal völlig auf das Spiel konzentriert war, während er mich mit den schwarzen Steinen auf eine Art und Weise überspielte, wie es meiner Meinung nach nur eine Handvoll Spieler vermögen.

Zu dieser Handvoll Spieler rechnet die 2856 Punkte Nummer 1 der Weltrangliste offensichtlich nicht den 19-jährigen Hans Moke Niemann, der Anfang Oktober 22 mit einer Elo-Wertung von 2699 immerhin Nummer 40 ist. In Deutschland hat der beste Spieler als Vergleich eine Elozahl von 2700. Vincent Keymer hat mit seinen 17 Jahren einen ähnlich steilen Weg nach oben hingelegt und sich beispielsweise beim Julius Bär Generation Cup ins Halbfinale gekämpft. Mit einem deutlichen Sieg im Finale gegen den 19-jährigen Inder Arjun Erigaisi wehrte der 31-jährige Magnus Carlsen jedoch alle jugendlichen Angriffe ab. Mit seinem “anti-young-player chess” zeigte der erfolgreiche Schachunternehmer, wer Herr im Knockout-Ring ist. Als weiteres Zeichen seiner Macht gab er in der Vorrunde seine Partie gegen Niemann nach einem Zug verloren. Die Live-Kommentatoren konnten nicht fassen, als sein Bild schnell wieder auf dem Schirm verschwand. Ausgeloggt! Der Weltmeister, der seinen Titel nicht verteidigen will, ziert sich anzutreten. Dies gilt besonders für Herausforderer, die seiner Meinung nach vermeintlich betrügen.

Diese Protestaktion verschaffte wenig Sympathien in der Schachszene. Fairplay wird bei Carlsen und nicht bei Niemann vermisst. So lautet das Motto des ermahnenden Weltverbands FIDE:

Gens una sumus! – Wir sind eine Familie!

In der Kritik steht der Schachprimus auch deshalb, weil seine erzielten Preisgelder oft von ihm selbst ausgelobt wurden, und er wirtschaftlich sehr einflussreich ist. Die Play-Magnus-Gruppe bekam erstaunlicherweise im August ein Übernahmeangebot von 82 Millionen USD von Chess.com. IM Danny Rensch, der Chef des größten Onlinechess-Anbieters, spielt bei allen Betrugs-Vorwürfen im Hintergrund eine gewichtige Rolle. Das Cheating im Chess geht nämlich am einfachsten von Zuhause aus gegen einen Gegner, der sonst irgendwo auf der Erde mit dem Internet verbunden sitzt und zugelost wird. In der Regel wird dabei kein Geld verdient, es sei denn man hat einen beliebten Twitch Live-Stream, oder die gespielten Partien werden auf einem ertragreichen YouTube-Kanal später nochmals millionenfach abgerufen. Bei Rekordsieger Hikaru Nakamura und anderen Schnellschachprofis erfreut sich der “Titled Tuesday” großer Beliebtheit. Aufmerksamkeit der Fans ist den Titelträgern sicher. Mit 1000 USD ist der Lohn für den ersten Platz eher bescheiden.

In diesem Zusammenhang macht allerdings ein weiteres Interview von Magnus die Runde:

“Ich muss sagen, dass ich von Niemanns Spiel sehr beeindruckt bin. Sein Mentor Maxim Dlugy macht einen großartigen Job!”

Dlugy hat das Dienstagblitzturnier in der Vergangenheit zweimal gewonnen. Daraufhin wurde er 2017 und 2020 gesperrt. Es gibt ein Betrugserkennungsprogramm im Online-Schach, welches die menschlichen Züge mit den besten Computerzügen vergleicht und bei häufigen Übereinstimmungen mit einer Löschung des Kontos einschreitet. Deshalb ist es beim Betrug wichtig, zweitbeste Züge zu machen oder unterschiedliche Programme zu verwenden. Der reuige Sünder Maxim Dlugy hat in seinen enthüllten E-Mails an Danny Rensch dann auch zugegeben, dass seine schwächeren Schüler ihm als Training die besten Züge zugerufen haben, ohne vermeintlich zu wissen, dass ein Schachprogramm auf einem verborgenen Smartphone im Hintergrund lief. Die Schuld liegt wie immer bei jemandem anderen. Der New Yorker Investmentbanker und Schachtrainer wurde gnädigerweise sogar wieder zwei- oder dreimal entsperrt. Nichtsdestotrotz will der in Moskau geborene ehemalige Jugendweltmeister seinen Namen gar nicht in Zusammenhang mit Betrugsvorwürfen hören und droht Carlsen mit einer Klage.

Unschuldslamm oder Wolf im Schafspelz?

In diesem Zusammenhang ist besonders erwähnenswert, dass Großmeister Niemann mit 12 Jahren und mit 16 Jahren auf Chess.com verbannt wurde. Dies gab er beim Bekanntwerden der Betrugsvorwürfe in St. Louis vor der Kamera als Jugendsünden zu. Gleichzeitig zeigte er sich empört, dass sein Account nach den neuerlichen Verdächtigungen wiederum (auf Geheiß Carlsens?) gelöscht wurde. Dadurch würde seine Karriere zerstört. Eventuell liegen mehr unveröffentlichte Details vor, zu denen das Mobbingopfer nicht Stellung nehmen wollte. Hans Niemann ist ein ausgesprochen starker Bullet- und Blitzschachspieler, dessen Partien spannend sind zu beobachten. Der Stress beim Einminute-Bedenkzeit-Schach ist besonders groß und wird von der Jugend mit der Hand an der Gamingmaus besser bewältigt, als von den lahmen Großeltern. Schach ist übrigens eine anerkannte Sportart. So durfte der im C-Kader geförderte Schreiber dieser Zeilen den Großteil seines Wehrdienstes bei der Sportkompanie in Warendorf verbringen oder freigestellt IM-Titelnormen in Auslandsturnieren erzielen. Um Erfolg im Sport zu haben, muss man sich Ziele stecken. Ein Internationaler Meister (IM) benötigt mindestens 2400 und ein Großmeister (GM) 2500 Elo.

In der Wikipedia-Biografie von Hans Moke Niemann erfährt man, dass er in den Niederlanden im Alter von 8 Jahren einer der besten im Radfahren war. Doping wird dabei keine Rolle gespielt haben, aber ohne Ehrgeiz und Training geht nichts. Ein besonderer Ansporn für Niemann war wohl, dass ihm unterstellt wurde, zu wenig Talent für das Schach zu haben. Im Multimedia-Zeitalter lässt sich schön verfolgen, dass der Junge seine Kritiker Lügen gestraft hat. Heutzutage wird fast jede Partie von wichtigen Schachturnieren in Datenbanken aufgezeichnet. Dies spielt bei Präsenzturnieren eine besondere Rolle bei der Vorbereitung auf den nächsten Gegner. In der Regel wird bei der persönlichen Begegnung am Brett mit längerer Bedenkzeit nur einmal pro Tag gespielt. Um nicht in unbekanntes Fahrwasser zu geraten, ist es wichtig, die Anfangszüge eines Spiels als Theorie zu kennen. Manche Varianten gehen allerdings über 20 Züge und erfordern ein besonders gutes Gedächtnis. Magnus Carlsen ist schwer auszurechnen, da er gerne unkonventionell spielt oder Eröffnungen häufig wechselt, die oft Ländernamen haben wie Spanisch, Italienisch, Französisch usw..

Besonders düpiert hat Niemann den weltmeisterlichen Eröffnungsexperten mit einem verkündeten lächerlichen Wunder, die sich ereignende Theorievariante beim morgendlichen Studium, exakt so auf dem Analysebrett gehabt zu haben. Das wurde von verschieden Experten angezweifelt, da sich dieselbe Zugfolge nicht in den von Magnus gespielten Partien finden ließ. Gleichwohl gab es eine mögliche sogenannte Zugumstellung in der katalanischen Eröffnung, die Carlsen gegen So so gespielt hatte. Nachdem ich die Verlustpartie zum ersten Mal nachgespielt habe, kam ich nicht auf die Idee, dass ein starkes Computerprogramm am Werk war. Eine hundertprozentige Beweisführung fällt sowieso schwer, denn schließlich verbessern sich die Meister ihres Fachs stetig durch ihren PC im Training.

In meiner Münchner Zeit als Bundesligaspieler ersetzte ich meinen Atari ST mit einem 386 PC. Mein älterer Bruder legte mich einmal damit herein, weil ich prahlte, ihn mit verbundenen Augen zu besiegen. Er gewann jedoch, da ich nicht checkte, dass er meine Züge am Bildschirm eingab. Als Werkzeug der Schachbetrachtung verwenden auch heute viele Spieler das ChessBase-Programm. Die Firma aus Hamburg hat auch das Tool “Let’s Check” entwickelt. Ein Fidemeister*in aus Paris hat damit Niemann unter die Lupe genommen und ist zum Schluss gekommen, dass dieser in entscheidenden Situationen sehr akkurat und viel besser als alle Weltmeister gespielt hat. Als weitere Abnormalitäten wurde in einer Betrachtung aufgelistet, dass Hans Moke bei zeitgleich übertragenen Präsenzturnieren viel besser abschnitt, als wenn keine digitalen Holzbretter und Figuren benutzt wurden. Andere Kritiker störten sich daran, dass der “chess speaks for itself” Sprücheklopfer seine Partien in Analysen nicht klar erläutern kann. Ein gespielter Akzent oder das genannte Vorbild eines Kriminellen auf Netflix warfen Persönlichkeitsfragen auf. Psychologen, mit dem Spezialgebiet der Deutung von Körpersprache, erkannten in Niemanns Worten und Mimik Anhaltspunkte von Unsicherheit und Unwahrheit.

Ein mehrfacher Betrüger, der in seinen Worten alles dafür tun würde, um an die Weltspitze zu kommen, wird umso schärfer beäugt.

Bei der Aneinanderreihung von Wutanfällen mit Schimpfwörtern ist der gelernte Aggressionstherapeut von Natur aus skeptisch. Wer den ganzen Tag Schach trainiert, kann durchaus verhaltensgestört und zum Fachidioten werden. Vom Genie zum Wahnsinn ist es historisch bewiesen besonders beim Denksport nicht weit. Steinitz, Morphy, Pillsbury, Rubinstein und Fischer sind unrühmliche Beispiele. Mein Jugendtraum, war ebenfalls Schachweltmeister zu werden. Möglicherweise ließe sich heute dieser Wunsch mit einem unsichtbaren Knopf im Ohr oder einem Signale übermittelnden Implantat verwirklichen. Stockfisch 15, das stärkste Computerprogramm mit 3542 Elo, würde in Zusammenarbeit mit einem Komplizen auf betrügerische Art und Weise dazu beitragen.

Auf der Suche nach der ersten künstlichen Schachintelligenz in Verbindung mit einem verborgenen Dritten ist eine Zeitreise in das Jahr 1769 angesagt. Der erste Schachroboter wurde als mechanischer Schachspieler mit orientalischem Aussehen geboren. Als Schöpfer fungierte der österreichisch-ungarische Hofbeamte und Mechaniker Wolfgang von Kempelen. Dieser erlangte durch seine spezielle Konstruktion zu solch einer großen Berühmtheit, die ihm sogar Einladungen an Königshöfe verschaffte. Als umgangssprachliche Bezeichnung setzte sich damals “der Schachtürke” durch. Anstelle eines ausgeklügelten Uhrwerks, verbarg sich ein kleinwüchsiger, menschlicher Schachspieler hinter der Fassade. Die mechanische Übermittlung der Spielzüge geschah jedoch über Jahrzehnte wie von Geisterhand, ohne das gut gehütete Geheimnis preiszugeben. Es ist ja so, dass ein Magier seine Zaubertricks nicht offenbart, denn sonst würden seine Einnahmen wegfallen. Aber irgendwie kam der Schwindel doch ans Licht. Es mag sein, dass ein Zuschauer auf dem Jahrmarkt “Feuer, Feuer” gerufen, oder Friedrich der Große eine große Geldsumme geboten hat, um dahinter zu kommen.

Wenn man sich die neuere Geschichte der Schachbetrüger ansieht, fällt auf, dass die Antagonisten überhaupt kein schlechtes Gewissen zeigen. Sie fühlen sich unschuldig und schummeln einfach weiter, wenn sie können. Als Beispiel dient der blinde Norweger Tholo Bjørnsen, der über seine eingesetzten Hilfsmittel zur Partieaufzeichnung log, bis sich die Balken bogen. Borislav Ivanov aus Bulgarien weigerte sich, seine riesigen Schuhe auszuziehen und wurde disqualifiziert. Später kam eine Verhaftung dazu, weil er gefälschte Führerscheine verkaufte. Der Betrug stank nicht nur wegen seiner ungewaschenen Socken bis zum Himmel. Für starke Spieler ist es eine große Belastung, wenn sie genau wissen, dass ihr Gegner den Computer als Hilfe benutzt, aber der Beweis schwer zu erbringen ist. Also sind Skeptiker auf einen Toilettensitz geklettert und haben ihre Kontrahenten über der Trennwand beim Beschiss zugesehen. Davon gibt es sogar Videos. GM Igors Rausis analysierte auf seinem Smartphone, ohne wirklich sein Geschäft zu verrichten, und Patrycja Waszczuk aus Polen wurde in ähnlicher Weise überführt und gesperrt.

Die Presse freut sich über die Vermutung von vibrierenden Anal Beads, aber nichts Genaues weiß man nicht. Also löscht Elon Musk besser seinen anstößigen Tweet, um sich nicht an einer Hexenjagd zu beteiligen. Funktionäre des Deutschen Schachbunds machen sich als Fürsprecher von Niemann stark. Ein Vorwurf an Carlsen ist, einen Teenager feige vor den Bus des Internetmobs geworfen zu haben. Der Weltschachverband schaltet sich sogar ganz aktuell durch einen Untersuchungsausschuss in die Kontroverse ein.

Carlsen gegen Niemann. Wer gewinnt?

Die Suche nach Wahrheit gestaltet sich am Ende unter dem geltenden Gesetz der Unschuldsvermutung als besonders schwierig. Es häufen sich allerdings immer mehr Indizien, die für eine Verurteilung ausreichen könnten. Meine Meinung als Berechner von Wahrscheinlichkeiten habe ich in Forenbeiträgen ausführlich kundgetan. Dadurch stieg ich nicht unbedingt in der Beliebtheitsskala mancher Schachfreunde. Als bestes Kompliment bekam ich zurück, der Anwalt von Magnus Carlsen zu sein. Ich schließe mit einem meiner Lieblingsverse aus dem Buch der Bücher:

Der Mensch sieht, was vor Augen ist, ich aber sehe ins Herz.


Carlsen against Niemann

After the television series „the Queen’s Gambit“, chess is once again on the lips of many. The dispute between two opponents is currently being broadcast on social media and is dividing the chess world. It is about cheating with forbidden equipment. Magnus Carlsen is making this accusation by his strange, unprecedented withdrawal from the Sinquefield Cup in St. Louis. Without saying much on Twitter, a quote from soccer coach Morinho from a press conference was shared:

If I speak, I am in big trouble.

As a first impression, you see a huffy world champion who, after 53 undefeated games, can’t get over losing to a young, aspirant US-Grandmaster. So after three rounds he throws in the towel in protest. The blame for the defeat is said to lie not with his own weaker moves, but with an invisible computer program in the background. There is another statement from the Norwegian about this three weeks later:

I believe that Niemann has cheated more – and more recently – than he has publicly admitted. His over the board progress has been unusual, and throughout our game at the Sinquefield Cup I had the impression that he wasn’t tense or even fully concentrating on the game in critical positions, while outplaying me as black in a way I think only a handful of players can do.

Among this handful of players, the 2856 point number 1 in the world rankings obviously does not include 19 year old Hans Moke Niemann, who at the beginning of October is still number 40 with an Elo rating of 2699. In Germany, the best player has an Elo rating of 2700 as a comparison. Vincent Keymer, at the age of 17, has made a similarly steep rise up the rankings and, for example, fought his way into the semifinals of the Julius Bär Generation Cup. However, 31-year-old Magnus Carlsen fended off all youthful attacks with an emphatic victory in the final against 19-year-old Indian Arjun Erigaisi. With his „anti-young-player chess,“ the successful chess entrepreneur showed who is master in the knockout ring. As a further sign of his power, he lost his game against Niemann after one move in the preliminary round. The live commentators couldn’t believe it when his image quickly disappeared again on the screen. Logged out! The world champion, who does not want to defend his title, is reluctant to compete. This is especially true for challengers who, in his opinion, are supposedly cheating.

This protest action gained little sympathy in the chess scene. Fair play is missed with Carlsen and not with Niemann. For the motto of the admonishing world federation FIDE is:

Gens una sumus! – We are one family!

The king in chess is also criticized for the prize money he has won was often offered by himself, and he is economically very influential. The Play Magnus Group, surprisingly, received a takeover offer of 82 million USD from Chess.com in August. IM Danny Rensch, the head of the biggest online chess provider, plays a weighty role in all cheating allegations in the background. Cheating in chess is most easily done from home against an opponent who sits somewhere else on earth connected to the Internet and is drawn. Commonly, no money is made in the process, unless you have a popular Twitch live stream, or the games played are later viewed millions of times again on a profitable YouTube channel. With record winner Hikaru Nakamura and other rapid chess pros “Titled Tuesday” is very popular. The titleholders are sure to attract the attention of the fans. But with 1000 USD, the reward for first place is rather modest.

In this context, however, another interview from Magnus is making the rounds:

„I have to say that I am very impressed by Niemann’s play and I think his mentor Maxim Dlugy must have been doing a great job!“

Dlugy has won the Tuesday Blitz tournament twice in the past. As a result, he was banned in 2017 and 2020. There is a cheating detection program in online chess that compares human moves with the best computer moves and intervenes with account deletion if there are concordant matches. Therefore, when cheating, it is important to make second-best moves or use different programs. The repentant sinner Maxim Dlugy then also admitted in his revealed emails to Danny Rensch that his weaker students shouted the best moves to him as training, without supposedly knowing that a chess program was running on a hidden smartphone in the background. As always, the blame lies with someone else. The New York investment banker and chess coach was even mercifully unlocked two or three times again. Nevertheless, the Moscow-born former world junior champion doesn’t want to hear his name mentioned at all in connection with accusations of fraud and is threatening Carlsen with legal action.

Innocent lamb or wolf in sheep’s clothing?

In this context it is particularly worth mentioning that Grandmaster Niemann was banned from Chess.com at the age of 12 and at 16. He admitted this as a youthful sin in front of the camera when the accusations of cheating came to light in St. Louis. At the same time he was outraged that his account was deleted again (at Carlsen’s behest?) after the renewed suspicions. This would destroy his career. Possibly there are more unpublished details, to which the mobbing victim did not want to comment. Hans Niemann is an extremely strong bullet and blitz chess player, whose games are exciting to watch. The stress of one-minute-thinking-time chess is particularly high and is better handled by youngsters with their hands on the gaming mouse than by lame grandparents. Chess, by the way, is a recognized sport. For example, the writer of these lines, who was promoted in the C squad, was allowed to spend most of his military service with the sports company in Warendorf or to achieve IM title norms in foreign tournaments on leave of absence. To succeed in sports, one must set goals. An International Master (IM) needs at least 2400 and a Grandmaster (GM) 2500 Elo.

In the Wikipedia biography of Hans Moke Niemann one learns that he was one of the best in cycling in the Netherlands at the age of 8. Doping will not have played a role, but without ambition and training nothing works. A special incentive for Niemann was probably that he was accused of having too little talent for chess. In the multimedia age, it is easy to see that the boy proved his critics wrong. Nowadays, almost every game of important chess tournaments is recorded in databases. This plays a special role in over the board tournaments when preparing for the next opponent. Ordinarily, face-to-face encounters at the board with longer thinking time are played only once a day. To avoid getting into unfamiliar waters, it is important to know the opening moves of a game as theory. However, some variations go on for more than 20 moves and require a particularly good memory. Magnus Carlsen is difficult to calculate, as he likes to play unconventionally or to change openings frequently, which often have country names such as Spanish, Italian, French, and so on.

Niemann has particularly duped the world-champion opening expert with a proclaimed ridiculous miracle of having had the occurring theory variation exactly like that on the analysis board during the morning study. This was doubted by various experts, since the same move sequence could not be found in the games played by Magnus. Nevertheless, there was a possible so-called move change in the Catalan opening, which Carlsen had played against So. After replaying the losing game for the first time, it didn’t occur to me that a powerful computer program was at work. In any case, it’s difficult to prove that this was the case, because after all, masters of their craft are constantly improving through their PCs in training.

During my time in Munich as a Bundesliga player, I replaced my Atari ST with a 386 PC. My older brother once tricked me with it because I bragged about beating him blindfolded. However, he won because I didn’t check that he was entering my moves on the screen. As a tool for chess viewing, many players today still use the ChessBase program. The company from Hamburg has also developed the tool „Let’s Check“. A Fidemaster*chesswoman from Paris used it to scrutinize Niemann and came to the conclusion that he played very accurately in decisive situations and much better than all the world champions. Another abnormality listed in one review was that Hans Moke performed considerably better in simultaneously broadcast over the board tournaments than when no digital wooden boards and pieces were used. Other critics were bothered by the fact that the „chess speaks for itself“ braggart cannot explain his games clearly in analyses. A played accent or the mentioned role model of a criminal on Netflix raised personality questions. Psychologists, with a specialty in interpreting body language, detected clues of insecurity and dishonesty in Niemann’s words and facial expressions.

A multiple cheater, who in his words would do anything to get to the top of the world, is eyed all the more keenly.

When it comes to stringing together tantrums with swear words, the trained aggression therapist is naturally skeptical. Anyone who practices chess all day may well become behaviorally disturbed and a professional idiot. It is historically proven that it is not far from genius to madness, especially in the case of mental sports. Steinitz, Morphy, Pillsbury, Rubinstein and Fischer are inglorious examples. My childhood dream was also to become a chess world champion. Perhaps today this wish could be realized with an invisible button in the ear or a signal-transmitting implant. Stockfish 15, the strongest computer program with 3542 Elo, would contribute to this in a fraudulent way in cooperation with an accomplice.

In search of the first artificial chess intelligence in conjunction with a hidden third party, a trip back in time to 1769 is trendy. The first chess robot was born as a mechanical chess player with oriental appearance. The creator was the Austro-Hungarian court official and mechanic Wolfgang von Kempelen. The latter’s special construction brought him such fame that he was even invited to royal courts. At that time, the colloquial name „the Chess Turk“ prevailed. Instead of a sophisticated clockwork, a small human chess player was hidden behind the facade. However, the mechanical transmission of the moves happened for decades as if by magic, without revealing the well-kept secret. After all, a magician does not reveal his magic tricks, because otherwise his income would be lost. But somehow the hoax did come to light. It may be that a spectator at the fair shouted „fire, fire“, or Frederick the Great offered a large sum of money to find out the mystery.

If you look at the recent history of chess cheats, you will notice that the antagonists do not show any bad conscience at all. They feel innocent and just keep cheating when they can. The blind Norwegian Tholo Bjørnsen serves as an example, who lied through his teeth about the tools he used to record the game. Borislav Ivanov of Bulgaria refused to take off his giant shoes and was disqualified. Later, he was added an arrest for selling fake driver’s licenses. The cheating stank to high heaven not only because of his unwashed socks. For strong players it is a big burden when they know exactly that their opponent is using the computer as an aid, but the proof is hard to come by. So skeptics have climbed on a toilet seat and watched their opponents doing bullshit over the partition. There are even videos of this. GM Igors Rausis analysed on his smartphone without really doing his pooping business, and Patrycja Waszczuk of Poland was similarly convicted and banned.

The tabloid press is happy about the conjecture of vibrating anal beads, but nothing specific is known. So Elon Musk better deleted his offensive tweet, not to participate further in an accused witch hunt. Officials of the German Chess Federation are making a strong case for Niemann as a spokesman. One accusation against Carlsen is that he cowardly threw a teenager under the bus of the Internet mob. The World Chess Federation is even getting involved in the controversy quite recently through a committee of inquiry.

Carlsen versus Niemann. Who will win?

In the end, the search for truth turns out to be particularly difficult under the current law of the presumption of innocence. However, more and more circumstantial evidence is accumulating that could be sufficient for a conviction. I have announced my opinion as a calculator of probabilities in forum contributions in more detail. Thereby I did not necessarily rise in the popularity scale of some chess friends. The best compliment I got back was to be the barrister of Magnus Carlsen. I’ll close with one of my favorite verses from the Book of Books:

Man sees what is before his eyes, but I see into the heart.

2 Gedanken zu “Carlsen gegen Niemann – Carlsen against Niemann

  1. Als Folge der Betrugsverdächtigungen könnte Schach bald ohne erlaubte Zuschauer stattfinden. Beim European Club Cup im Europahaus Mayrhofen wurden auch aufgrund der ca. 700 Teilnehmer vorbeischauende Besucher nicht hereingelassen. Smartphones mussten an der Garderobe abgegeben werden und ein Körperscan wurde durchgeführt. Ein besonderer Dank geht von meiner Seite an Organisator Werner Crsnko, der Schachkolumnist Harald Keilhack von der Stuttgarter Zeitung in einem unangemeldeten Kurztrip durch die Schranke passieren ließ.

    Bei der zeitgleich stattfindenden US-Meisterschaft sind die Sicherheitsmaßnahmen ebenso verstärkt worden. Dort erkennen die Bodyscanner neben Metall auch Silikon. Zum Bedauern von Cheforganisator Tony Rich wurden nur wenige, ausgesuchte Zuschauer in den ersten 10 Minuten in der Austragungsstätte des bekannten Schachclubs in St. Louis empfangen. Gerade wegen den neuen Vorwürfen von Chess.com über Online-Cheating in über 100 Partien werden die Präsenz-Spiele von GM Hans Niemann nun mit 30 Minuten Zeitverzögerung übertragen.

    In einem Resümee für alle Schachfans beinhaltet der Carlsen-Niemann-Skandal eine unerfreuliche Perspektive von erhöhten Kontrollen, welche man an Flughäfen bereits mitmachen musste.

  2. Die Carlsen-Niemann Kontroverse ist inzwischen auch auf Wikipedia angekommen. Fast täglich finden sich zudem Updates in den Medien wieder. Am besten hat sich jüngst die erweiterte 100 Millionen Klage gegen Magnus Carlsen, Hikaru Nakamura und Daniel Rensch verkauft. Zwei findige New Yorker Anwaltsbrüder reichen in Missouri mit spitzen Worten eine Schadensersatzklage ein. Die Weltpresse ist entzückt und der Bekanntheitsgrad gesteigert. Wird der reiche Weltmeister jetzt zur Kasse gebeten? Außerdem soll das finanzstärkste Schachportal Chess.com an den kleinen Mann blechen. Der bekannteste Schachstreamer Nakamura hat auch Millionen angehäuft, die er als Robin Hood mit seinesgleichen teilen soll. Der Ruf nach Verschwörung wurde laut.

    Meiner Meinung nach hat Hans Niemann mit der Einschaltung des Gerichts jedoch ein Eigentor geschossen. Chess.com hat veröffentlicht, dass er in mehr als hundert Parteien online betrogen hat. Entgegen seines versichernden Interviews in St. Louis, nicht nur mit 12 und mit 16 Jahren, sondern auch später als es um Preisgelder ging. Das reicht für einen Richter als Argument, dass er ein notorischer Lügner und Betrüger ist und eine saftige Strafe verdient hat. Die Forderung von dem größten Online-Schachanbieter nicht ausgeschlossen werden zu dürfen, weil ein finanzieller Nachteil entsteht, ist absurd. Das erinnert an überführte Dopingsünder, die in aller Dreistigkeit eine Entschädigung für Verdienstausfälle verlangt haben. Ein anderer Vergleich tut sich mit dem Pokerbetrüger Mike Postle auf, der seine hinters Licht geführten Kontrahenten auf 330 Millionen USD Schadensersatz verklagte, obwohl er ihre Blätter per Smartphone genau kannte. Der überführte Pokergott ging bankrott, weil er einer Gegenklage von seinen sich nicht einschüchtern lassenden Opfern ausgesetzt wurde.

    Meine Prophezeiung ist, dass sich diese Geschichte ständig wiederholt. Hans Moke Niemann könnte genauso in der Bedeutungslosigkeit enden und sogar seinen Großmeistertitel aberkannt bekommen. Der beste deutsche Spieler und ehemalige Jugendweltmeister Vincent Keymer hat einen gut dotierten Zweikampf abgesagt. Ohne die Millionenklageschrift hätte die Schachwelt wahrscheinlich nichts davon erfahren. Auffällig ist, dass Weltklasse-Schachspieler sich von Niemann distanzieren und schwache Patzer, in ihren Kommentaren sich zu großen Verteidigern aufschwingen. Diese werden fuchsteufelswild, wenn folgendes in Forenbeiträgen erscheint:

    Niemand wurde erwischt und muss bestraft werden.
    Niemand ist ein mehrfacher Betrüger, weder Mentor noch Trainer.
    Niemand hat in kurzer Zeit die höchste Bewertung gewonnen.
    Niemand wirkte während des Matches weder gestresst noch unaufmerksam.
    Niemand kann seine Züge in Analysen nicht richtig erklären.
    Niemand spielt online besser als in verzögerten OTB-Partien.
    Niemand spielt typische Computerzüge.
    Niemand ist laut Schachprogrammen der genaueste Spieler.
    Niemand lügt in den Erklärungen mehrerer Körpersprache-Experten.
    Niemand macht seine Jugend und einen seltsamen Akzent für alles verantwortlich.
    Niemand hat eine fragwürdige Persönlichkeit, wenn er in seinem Stream schreit.
    Niemand hat einen Kriminellen als Vorbild auf Netflix.
    Niemand ist perfekt.

    Als Abschluss würde mich nicht wundern, wenn die US-Geheimdienste sich wegen des großen Interesses in die Ermittlungen einschalten. E-Mails und Computer können bekanntlich untersucht werden, ohne dass wir etwas davon mitbekommen. Für mögliche Komplizen wird der Skandal auch immer heißer. Das verspricht jede Menge Spannung.

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